In Wolfschlugen hat die Uhr 3 vor 12 geschlagen

Nach 28:30-Niederlage droht Fall in die Bedeutungslosigkeit

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Nürtinger Zeitung
Ehinger Tagblatt

Tobias Schwenke
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Jetzt ist die Krise wohl perfekt. Beim Spiel gegen Ehingen, eine Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte, hat der Spielaufbau der Hexenbanner wiederum elementare, eklatante Schwächen offenbart.

In der 1. Halbzeit landeten 16 meist sehr einfache Bälle im eigenen Netz, man konnte im Angriff aber noch Paroli bieten. Erst mit der Auswechslung des TSG-Torwarts Martin Beck konnte sich Ehingen leichte Vorteile erarbeiten. Besonders problematisch auf Wolfschlüger Seite war die 6:0-Abwehrvariante, mit der trotz allem wieder begonnen wurde und die immer wieder mit der Ferse beinah im Kreis stand statt einmal einen oder gar zwei Schritte nach vorn zu tun.
In naher Zunkunft wird auf diese Art in gegnerischen Spielberichten wohl nichts mehr von der Kontergefährlichkeit des TSV Wolfschlugen zu lesen sein. Außerdem ist die Anzahl der der unerzwungen Ballverluste im Spielaufbau nach wie vor zu hoch, hier machten besonders Ingo Seeger und Markus Rieth auf sich aufmerksam.

Dass bei den Hexenbanner drei angeschlagene Akteure aus der ersten Sieben - Volker Schulz (Erkältung), Ingo Seeger (Rückenprobleme) und Marco Brunner (noch nicht 100% fit) - von Beginn an auf dem Parkett standen, sollte sich auch noch rächen. Denn in der zweiten Halbzeit mussten nun Spieler Einsatz uind Initiative zeigen, die in den vergangenen neun Begegnungen nicht, fast nicht oder nur selten zum Einsatz kamen und die dadurch in den offiziellen Spielen nur wenig Gewicht im Spiel hatten, was diese Mission nicht gerade einfach macht.
Dass die Abwehr von 5:1 auf 4:2 auf zeitweise 3:2:1 umgestellt wurde, brachte auch nicht so viel, da einfach die Zuordnung zum Gegenspieler nicht vorhanden war. Besondere Probleme hatte man in der ersten Hälfte mit dem Halblinken Habijanec und im weiteren Verlauf mit Kreis-Läufer Laatsch. Hier muss dringend geübt werden, denn jeder Vierjährige wird die Aussage treffen können, dass mit 30 Gegentreffern kein Handballspiel zu gewinnen sei. Dass die Torhüter auch nicht gerade ihren Tag hatten, passt da nur all zu gut.

Jedenfalls brach in der zweiten Halbzeit zeitweise der Angriff zusammen, sodass in den ersten fünf Minuten der zweiten Hälfte kein einziger Wolfschlüger Treffer zu zählen war. Ehingen bedankte sich und zog auf 19:16 davon. Weitere fünf Minuten später stand es schließlich 22:18. Die Wolfschlüger versuchten immer wieder auf die gleiche Art zum Abschluss zu kommen - nämlich mit einem Wurf auf des Torwarts rechten Fuß, was ohne zählbare Wirkung blieb. Der einzige, der auf Wolfschlüger Seite in dieser Phase traf, war Marco Brunner. Der gut gestartete Kai Hänssler konnte nun kaum noch Akzente setzen.

Mit der Wiedereinwechslung von Volker Schulz 13 Minuten vor Schluss wurde es wieder etwas besser. Nachdem man 21:25 zurück gelegen hatte, kam man durch vier Feldtreffern in Serie zwei Minuten vor dem Abpfiff zum 27:27-Ausgleich, auch getragen von der endlichen Einwechslung von Thomas Rieger. Allerdings weit gefehlt, nun anzunehmen, das Spiel hätte auf Messers Schneide gestanden.

Bezeichnend waren die Situationen im Vorfeld dieses Ausgleichs beim Stand von 25:27: Brunner traf nicht, da er meinte, einen Kunstwurf machen zu müssen, Schwenke trat beim Wurf in den Kreis, Seeger verlor beim Angriffsaufbau den Ball, Seeger überschritt im nächsten Versuch auch wieder die 6-Meter-Linie und Rieth setzte den Ball über das Tor. Während dieser vier Angriffe in Folge sah man von der TSG Ehingen überhaupt nichts, konnte durch eigene Unkonzentriertheit aber kein Kapital daraus schlagen.

In den letzten zwei Minuten fasste sich die TSG Ehingen schließlich ein Herz und bei den Hexenbannern versuchte Seeger in gewohnter Manier, dem Spiel eine Wendung zu geben. Der scheiterte aber nun zweimal am gegnerischen Torwart, Grigoras und Laatsch erhöhten auf 27:29. Rieth traf im nächsten Angriff auch nur den Pfosten. Schließlich konnte "Pepe" Voigt auf 28:29 verkürzen. Da aber erst jetzt versucht wurde, den Gegner initial beim Spielaufbau zu stören, konnte in der letzten Minute der Ausgleich nicht mehr erzwungen werden. Ehingen bekam dagegen noch einen Strafwurf zugesprochen. Endstand 28:30.

Wäre dieses Spiel wieder gedreht worden, hätte man die Probleme wieder zudecken können. Außerdem hätte es die Möglichkeit gegeben, auf den Schiedsrichtern herumzuhacken, die nicht gerade besonders objektiv waren. Peter Voigt wurde einmal sogar beim Konter klar vom Feldschiedsricher behindert, der sich präzise bewegungslos in die Flugbahn des Balls und in die Laufbahn von Voigt stellte, sodass es notwendigerweise zum Zusammenprall kam und die Konterchance zunichte war.

Der TSV Wolfschlugen befindet sich nun in einer wirklich ernsthaften Situation. In den letzten fünf Punktspielen wurden gerade mal vier Punkte geholt. Nun muss es eine präzise Videoanalyse geben, bei der jeder Spieler bereit ist, zu seinen Fehlern zu stehen und aus ihnen zu lernen. Diese Analyse muss den Spielern einen Horizont nach vorne geben, um über die die Abwehr initiativ zum Spielerfolg beizutragen. Ein Spiel immer erst in den finalen 10 Minuten drehen zu wollen/können, ist kein zukunftsträchtiger Zustand, da man sich damit völlig unnötig aufreibt und unter Zugzwang setzt.
Außerdem bedarf es dringend einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit dem offensichtlichen Abwehrproblem. Alle Spieler müssen wesentlich mehr Biss zeigen, um im nächsten Spiel gegen Schorndorf bestehen zu können, das geht aber nur über Zufriedenheit und Motivation und die dadurch mobilisierbare Kraft. Und Zufriedenheit und Sicherheit erzeugt man im Spiel für den nächsten Angriff am besten dadurch, dass der zurückliegende Gegnerangriff erfolgreich abgewehr wurde.

Wolfschlugen kann zukünftig nur noch positiv überraschen, sollte das aber nicht bald geschehen, gerät ein Sieg im Prestigeduell bei der TG Nürtingen kurz vor Weihnachten in ernsthafte Gefahr. Zudem droht man gegen Waiblingen am 19.12. ernsthaft unterzugehen, wenn alles so weitergeht wie bisher.

TSV Wolfschlugen: T.Rieger, M.Krebs; I.Seeger (5/3), J.Greiner (3), K.Haenssler (4), M.Rieth (2), T.Fabian, T.Schwenke (1), M.Handte (1), P.Voigt (1), V.Schulz (6), M.Brunner (5). TSG Ehingen: Martin Beck, Marcus Porsche; Stefan Kley (3), Frank Bosler, Michael Leicht (1/1), Jens Haschke (4), Valentin Grigoras (8/4), Damir Habijanec (6), Andreas Laatsch (6), David Trenorak (2), Philipp Trenorak.

Siebenmeter:
TSV Wolfschlugen: [3/4] Ingo Seeger verwandelt drei und scheitert dann an Marcus Porsche.
TSG Ehingen: [5/5] Grigoras verwandelt viere und scheitert an Rieger, Leicht trifft einmal.

Verwarnungen:
TSV Wolfschlugen: [3] Seeger, Rieth, Brunner.
TSG Ehingen: [3] Grigoras, Leicht, Laatsch.

Zeitstrafen:
TSV Wolfschlugen: [2] Rieth (2).
TSG Ehingen: [4] Bosler, Kley, Grigoras, Leicht

Schiedsrichter: Michael Frank / Jens Welach (TSV Nordheim). Wann gibts mal wieder gute Schiris...
Zuschauer: 280